DAS LAGER
Das Lager für die KZ-Häftlinge befand sich dort, wo heute der Campingplatz liegt. Hier waren in der 1930er Jahren auch die Unterkünfte der 1.100 Eisenbahnbauer. Beim Bau des Häftlingslagers standen dort noch Fundamente von Baracken aus der Bauzeit des Eisenbahntunnels.
Das Lager wurde nach und nach in vier Bereiche aufgeteilt:
- Politische Häftlinge aus Dachau und Majdanek
- Italienische Militärinternierte
- Sogenannte „Arbeitsjuden“ aus Rzeszów
- Ostarbeiterinnen
Zunächst hatte das KZ-Lager ein Areal von 200 x 200 m, später bis zu 250 x 500 m. Zu Beginn wurden vier Standardbaracken aufgebaut, später bis zu 14. In einer Baracke befand sich das Krankenrevier, in einer weiteren die Häftlingsküche.
Es gab drei Häftlingskategorien:
- zunächst politische Häftlinge aus verschiedenen Ländern
- dann kamen italienische Militärinternierte hinzu
- als letzte sogenannte Arbeitsjuden aus Polen.
Über die Umzäunung gibt es unterschiedliche Berichte: Es gab Aussagen über Stacheldrahtumzäunung, andere sagten aus, es gab lediglich Maschendrahtzäune. Vor dem Lager befanden sich zwei Baracken, die der Verwaltung und der Wachmannschaft dienten. Dort befand sich auch der Lagerkommandant. Weitere Angehörige des Wachpersonals waren im Dorf in Privatquartieren, einem Hotel sowie in der Turnhalle von Urbès untergebracht. Die zivilen Arbeitskräfte der einzelnen Vertragsfirmen wohnten ebenfalls in Privatquartieren. Lagerführer wurde Arnold Brendler, SS-Untersturmführer.
Er war 28 Jahr alt, geboren in Polen. Sein Geburtsort gehörte nach dem Überfall auf Polen zum „Reichsgau Wartheland“. Am 15.2.1940 trat er der Allgemeinen SS bei und stellte einen Aufnahmeantrag zur Waffen-SS. Ab 5.6.1941 gehörte er zur 1/SS-Flak-Abteilung „Ost“. Ab 19.7.1942 gehörte er dem 1.SS-Totenkopf-Sturmbann KZ Dachau an, am 6.5.1943 wurde er zum SS-Untersturmführer ernannt. Am 15. März 1944 wurde er vom KZ Majdanek bei Lublin in das KZ Natzweiler-Struthof versetzt und übernahm dann die Lagerführung des Außenlagers Urbès-Wesserling. Ehemalige Häftlinge beurteilten die Haltung Brendlers eher als human: Er habe sich den Häftlingen gegenüber korrekt verhalten, die Prügelstrafe abgeschafft, versucht die Verlausung einzudämmen und für ordentliches Schuhwerk gesorgt. Ab 1.9.1944 war er Kompanieführer der 2. Wachkompanie des 1. Wachsturmbannes des KZ Natzweiler. Ihm unterstanden damit die Wachmannschaften der Natzweiler-Außenlager Flughafen Rhein-Main und Mörfelden Walldorf, der Adlerwerke Frankfurt und von Geisenheim am Rhein. Mindestens seit 6. November 1944 war Brendler auch Kompanieführer im KZ Leonberg. Am 30.1.1944 wurde er zum SS-Obersturmführer ernannt. (Quelle: Bau/Wörner: KZ- und Zwangsarbeit in Leonberg)
Die Bauleitung unterstand dem SS-Obersturmführer Janisch. Dieser kam direkt nach seiner Ausbildung aus Auschwitz. Dieser galt als brutal gegenüber den Häftlingen. Die Oberleitung hatte Daimler-Benz (Baustab U in Untertürkheim).
Neben der SS-Leitung gab es auch eine zivile (technische) Bauleitung. Der zivile Bauleiter Tscholl wurde eines Tages von einem Wachposten erschossen, als er, ohne sich auszuweisen, in den Lagerbereich fuhr.
Brendler und Janisch waren unterschiedlicher Auffassungen über die Behandlung der Häftlinge. Brendler untersagte Janisch den Zutritt zum Lager, dafür untersagte Janisch Brendler den Zugang zum Arbeitsgelände. (Aussage des Häftlings Hubert Könen, Akte Bundesarchiv).
Für die Bauleitung wurde in der Nähe des Tunnels eine Baracke erstellt, in der ein Bauzeichner (Ernest Gillen) und eine Sekretärin tätig waren. Die Leitung des Häftlingslagers hatte ein deutscher Häftling namens Schütz inne.
Lagerschreiber war der Revierkapo Anton Köhler. Ihm standen etwa sieben Mann als Hilfspersonal zur Verfügung. Einen Lagerältesten gab es nicht. Diese Funktion wurde von Willi Behnke, dem Lagerältesten des Stammlagers in Natzweiler mit übernommen. Die Häftlingsküche befand sich im Lager, die Küche für die Wachmannschaften im Ort. Die Wachmannschaft stellte innerhalb des Lagers die SS. Hinzu kam nach einiger Zeit der SS-Oberscharführer Brandauer mit einem Schäferhund. Die Außenbewachung oblag der Luftwaffe. Direkt seitlich über dem Tunnel war stets ein Posten mit einem Maschinengewehr. Damit konnte der ganze Bereich vor dem Tunnel überwacht werden.
Nach dem Attentat am 20. Juli 1944 wurden Soldaten der Luftwaffe in die SS übernommen. Am Col de Bussang, über dem Tunnel, lag eine Flak-Einheit zur Abwehr von Fliegerangriffen. Sie kam jedoch nie zum Einsatz.
DIE BARACKEN
Die Nazis hatten in ihrem Herrschaftsbereich einen riesigen Bedarf an Baracken für alle denkbaren Anforderungen. Es begann mit dem RAD (Reichsarbeitsdienst), ging weiter für die SA, die HJ, Soldaten, Pferde, Kriegsgefangene, Zwangsarbeiter und, die miserabelsten, für KZ-Häftlinge. Die Häftlinge wurden grundsätzlich in primitiven, schlecht oder gar nicht ausgestatteten Holzbaracken, die nicht oder nur sehr unzureichend gegen Kälte gedämmt waren, untergebracht. Sie basierten auf einer Modulbauweise. So konnten sie beliebig erweitert werden und waren schnell auf- und abgebaut. Baracken für Pferde hatten die Grundmaße von 9,56 x 4,50 m, Wandhöhe 2,65 m. Man konnte aber auch bis zu 400 Kriegsgefangene unterbringen. Diesen Typ gab es mit und ohne Fenster. Die Baracken in Urbès hatten vier Stuben.
PLAN DES RUNDGANGS
Hier die Übersetzungen:
An den Stationen finden Sie ausführliche Informationsplakate. Am Platz bei der Kirche sehen Sie eine Tafel, die auf einen Rundweg um das Gelände führt:
Aufbruch am Kirchplatz
- Der Blick auf die Vogesen: ein ambitioniertes Projekt
- Die Infrastrukturen der Baustelle
- Ruinen eines umfangreichen Projekts
- Der Alltag rund um die Baustelle
- Das Sägewerk für die Überdachung im Tunnel von innen
- Die zentrale Organisation der Werkstätten
- Die Auflösung der Werkstätten 1935
- Der Zusammenhang der Lager im Rheingebiet
- Die Organisation des Lagers Urbès
- Die Installationsarbeiten für die Produktion
- Die Auflösung des Lagers 1944
- Bis 15. La chemin de la mémoire – Der Weg der Erinnerung
WEG DURCH DAS GELÄNDE
Den Weg durch das Gelände begleiteten den Autor von links gesehen: Eve Gissinger, Etienne Kotz und Arlette Hasselbach. Foto: Hans-Peter Goergens
Sobald Sie Urbès erreicht haben, finden Sie auf dem Platz vor der Kirche eine Tafel, die einen Rundweg erläutert. Sie müssen diesen Weg jetzt nicht nehmen, falls sie zunächst direkt zum Tunnel wollen.
Falls Sie direkt zum Tunnel gelangen möchten, biegen Sie nach einigen Metern rechts auf eine schmale Straße Richtung Campingplatz ein.
Rechts sehen Sie dann das alte Forsthaus, erkennbar an einem Hirschgeweih am Giebel. Darin befand sich die SS und die Gestapo. Das war die erste Zugangskontrolle zum Tal.
Nach kurzer Zeit erreichen Sie den Campingplatz. Links davor lagen die SS-Baracken und die Verwaltung des Lagers. Der weitere Weg war durch einen Schlagbaum gesperrt. Das war die zweite Zugangskontrolle.
Links befand sich der Eingang zu den Wohnbaracken des KZ, der gleiche Eingang wie der heute zum Campingplatz.
Sie gehen dann am Campingplatz vorbei. Nach einer Rechtskurve kommen Sie an den Viadukt. Vor dem Viadukt führt eine schmale Straße links durch den Wald. Das war damals der Fußweg der Häftlinge zum Tunnel. Er ist jetzt gesperrt, denn dort befindet sich der Bauhof der Gemeinde Urbès.
Sie gehen durch den Viadukt und folgen dem Weg am See vorbei. Rechterhand befanden sich die Baracken für die Ostarbeiterinnen. Ein Stück weiter lag zur Bauzeit der Eisenbahn die Kantine. Von beidem ist heute nichts mehr zu sehen.
Die Straße biegt dann nach links ab und steigt leicht an. Nach einer Unterführung sehen Sie rechts den Wasserablauf, der aus dem Tunnel kommt. Hier fand ein spektakulärer Fluchtversuch statt.
Ein Stück weiter führt die Straße rechts ab auf das Plateau vor dem Tunnel. Rechts über dem Tunnel befand sich über dem Plateau ein Wachposten der Luftwaffe. Links lag die Baracke für die Bauleitung, sowie etliche Ruinen aus der Bauzeit.
Eve Gissinger war Lehrerin an einem Gymnasium in Guebwiller, Etienne Kotz war Zivilarbeiter beim Ausbau des Tunnels, Arlette Hasselbach ist die treibende Kraft beim Aufbau der Gedenkstätte Urbès.
Weitere Schautafeln:
DAS ENDE VON URBÈS
Die Straße biegt dann nach links ab und steigt leicht an. Nach einer Unterführung sehen Sie rechts den Wasserablauf, der aus dem Tunnel kommt. Hier fand ein spektakulärer Fluchtversuch statt.
Ein Stück weiter führt die Straße rechts ab auf das Plateau vor dem Tunnel. Rechts über dem Tunnel befand sich über dem Plateau ein Wachposten der Luftwaffe. Links lag die Baracke für die Bauleitung, sowie etliche Ruinen aus der Bauzeit.
Eve Gissinger war Lehrerin an einem Gymnasium in Guebwiller, Etienne Kotz war Zivilarbeiter beim Ausbau des Tunnels, Arlette Hasselbach ist die treibende Kraft beim Aufbau der Gedenkstätte Urbès.