STATT EINES DENKMALS

Das Außenlager bestand von März bis September 1944, also gerade sechseinhalb Monate. Offiziell sind fünf Tote registriert. Vier wurden erhängt, einer wurde erschossen. In einem anderen Text wurde, ohne nähere Angaben, von 10 Toten berichtet.

Es war eine mühselige Arbeit, alle Toten aus den Listen von Bad Arolsen mit Sterbedatum und dem Sterbeort herauszuschreiben. Somit haben wir bei vier Transporten die Todeszahlen bis Kriegsende.

1. Transport aus Dachau nach Urbés:
   Ankunft 300 Häftlinge
   bis zum 8.5.1945 verstarben 95 Häftlinge =                  32 %

2. Transport aus Dachau
   Ankunft 201 Häftlinge
   bis zum 8.5.1945 verstarben 71 Häftlinge =                  35 %

3. 502 Häftlinge aus Majdanek
   bis zum 8.5.1945 verstarben 49 Häftlinge =                  9,7 %

4. 550 Häftlinge aus Auschwitz
   bis zum 8.5.1945 verstarben 132 Häftlinge =                24 %

5. 465 Häftlinge aus Rzeszów (sog. Arbeitsjuden)
   Sie waren nur kurze Zeit in Urbès. In dieser Zeit waren keine Toten zu beklagen.

6. Nach dem Ende von Urbès kamen eine unbekannte Anzahl dieser 465 Häftlinge mit einem Teil der Maschinen nach Kamenz in Sachsen.
   Begleitet wurden sie vom Daimler-Benz-Werkschutz, der bereits in Rzeszów dabei war. (Siehe auch unter Geschichte/Polen Landgericht Memmingen). Die Häftlinge in Kamenz sind entweder dort umgekommen oder nach Dachau weiter transportiert worden. Alle anderen „Arbeitsjuden“ aus Rzeszów kamen zunächst nach Sachsenhausen. Von da wurden sie über Neuengamme verteilt auf Braunschweig und Bremen-Blumenthal. Überlebende jüdischen Häftlinge aus Blumenthal kamen gegen Kriegsende nach Bergen-Belsen. Häftlinge aus Braunschweig kamen, ebenfalls gegen Kriegsende, in das Hungerlager Wöbbelin. Wöbbelin war kein Arbeitslager, sondern ein „Aufbewahrungslager“ bis zur Befreiung durch die US-Armee.

   Mit der Gedenkstätte Neuengamme werden weitere Recherchen betrieben. Die Datenlage ist dort durch die Kriegsereignisse lückenhaft. Aus Sachsenhausen liegen keine Daten vor. Dort blieben vermutlich keine dieser Haftlinge. Eventuell sind in Malmö noch durch das Rote Kreuz gerettete Häftlinge zu finden.

7. 150 Ostarbeiterinnen:
   Trotz vieler Bemühungen konnten dazu nirgends Daten gefunden werden, auch in den beiden Archiven von Colmar nicht. Es ist nicht bekannt, ob es Zwangsarbeiterinnen aus Polen oder der ehemaligen UDSSR waren. Anfragen in Polen ergaben keine Ergebnisse.

8. IMIS (italienische Militärinternierte):
   Viele kamen mit den Transporten aus Dachau. Bei ihnen gab es eine große Todesrate, deren Ursache mit der Gedenkstätte Dachau untersucht wurde. Sie ist auf die prekäre politische Situation der italienischen Kriegsgefangenen zurückzuführen. Für die Deutschen (den Nazis, aber auch beim Einsatz in Betrieben bei Arbeitern) waren sie Verräter, für die politischen Häftlinge Faschisten. In Urbès scheint das Verhältnis der IMIS innerhalb der Häftlingsgemeinschaft kein Problem gewesen zu sein. Leider haben wir von ihnen selbst keine direkten Erinnerungen. Eine weiter Gruppe von IMIs kamen von Daimler und gingen dann nach dem Abtransport der Maschinen wieder dahin zurück. Daher gibt es hier keine Todesdaten.

   Die größte Zahl an Todesopfern gab es in Karlsruhe beim Bombenangriff auf den Bahnhof. Der Transport sollte nach Neckarelz gehen. Dabei kamen 102 Häftlinge ums Leben. Nach Auffassung von Arno Huth kamen die Verletzten zurück nach Natzweiler ins Revier. Im Stammlager Natzweiler kamen 74 Häftlinge aus sämtlichen Urbès-Transporten ums Leben. Die Häftlinge aus Urbès, die im Revier von Natzweiler gestorben sind, sind sicher in dieser Zahl enthalten. Möglich ist auch, dass Schwerverletzte vom Bombenangriff auf Karlsruhe zurück transportiert wurden und in Natzweiler verstorben sind.

   Viele starben auch in Neckargartach (46 Häftlinge), in Dachau 28 Häftlinge, in Vaihingen 25 Häftlinge, und 11 Häftlinge in Neckarelz, dann 12 Häftlinge aus Urbès in Haslach. Bei 34 Häftlingen ist das Todesdatum bekannt, jedoch nicht der Sterbeort. Die übrigen verteilen sich auf verschiedene Sterbeorte.