HEINZ ROSENBERG
Heinz Rosenberg musste wohl von allen Häftlingen den weitesten Leidensweg zurücklegen. Geboren war er in Göttingen. Die Eltern besaßen eine Weberei, die sie wie die anderen Juden 1938 auch mit dem Eigenheim verloren. Sie zogen zum Großvater nach Hamburg. Inzwischen hatte er geheiratet. Am 9. November 1941 wurden sie mit 1.000 anderen Hamburger Juden ins Ghetto nach Minsk deportiert. Nach drei Tagen und Nächten in ungeheizten kamen sie in Minsk an, gleichzeitig mit einem Zug russischer Kriegsgefangener.
Sie beobachteten, wie dort einfach Tote aus den Waggons geworfen wurden. Im Minsk wurden sie unter erbärmlichen Umständen einquartiert. Von der SS und den ukrainischen Hilfskräften wurden sie ausgeraubt und auch wahllose getötet. Es kamen immer weitere Transporte, zu je 1.000 Menschen aus Berlin, Prag, Bremen, Hamburg an. Der Winter 1941 war extrem hart, die Gräber für die vielen Toten mussten gesprengt werden. Im Juli 1942 wurden alle nicht arbeitsfähigen Häftlinge getötet.
Im Herbst 1943 wurde das Ghetto liquidiert. Am 13. September wurden 500 Männer ausgesondert und in Waggons getrieben. Da sah er seine Frau zum letzten Mal. Heinz Rosenberg überlebte den Aufstand im Vernichtungslager Treblinka, kam nach Budzyn, Majdanek, Rzeszów, Plaszow, Wieliczka, Flossenbürg und dann über Colmar nach Urbès. Nach der Auflösung von Urbès über Sachsenhausen mach Bremen und ganz am Schluss nach Bergen-Belsen. Dort wurde er vom schwedischen Roten Kreuz Mit den berühmten Weißen Bussen nach Malmö gerettet. Nach seiner Genesung emigrierte er in die USA. Dort schrieb er seine Erinnerungen.
Polenkarte: Der Weg von Heinz Rosenberg
GEORGE LUCIUS SALTON: THE 23RD PSALM. A HOLOCAUST MEMOIR
HOMMAGE AN DIE ELSÄSSER (Übersetzung aus dem Französischen DNA)
Auszüge aus dem Kriegstagebuch des Oberkommandos der Wehrmacht (OKW): „Am 23. August 1944 fiel Valencia in die Hände des Feindes, Greno in die Hände der Terroristen“. „In Paris haben die Unruhen zugenommen.“ L24 hat1944: „Vor den Toren von Paris hat der Feind die Straßensperren aufgebrochen. Unterstützt von der Bewegung der Widerstandskämpfer und Kommunisten, konnte er bis zum Place de l’Etoile und zum Palais du Luxembourg vordringen. Nur auf dem Place de la Concorde konnten einige unserer eigenen Soldaten ihre Position halten. »
An diesem Tag im August 1944 betrat ein Zug von Häftlingen aus dem Konzentrationslager Flossenbürg (Bayern) den Bahnhof Colmar. Die Gefangene sollten im Tunnel in der Nähe von Urbès arbeiten. Ein Häftling berichtet: „Ich hatte gerade sechs Tage und sechs Nächte in Viehwaggons verbracht, von Nürnberg und München, bevor sie Colmar erreichten“.
Zwei der Gefangenen erzählen von diesem denkwürdigen Marsch durch Colmar: Heinz Rosenberg, gebürtig aus Hamburg, Deutschland, nicht ganz 23 Jahre alt und seit drei Jahren deportiert, sowie Lucek Salzmann aus Tyczyn bei Rzeszów in Polen. Er ist 16 1/2 Jahre alt und seit zweieinhalb Jahren deportiert. Ihre Familien wurden ermordet.
Heinz Rosenberg und Lucek Salzmann, der den Namen George Lucius Salton angenommen hat, erinnern sich:
„Der Zug hielt in einem kleinen Güterbahnhof, auf den Schildern „Kolmar“. Einige von uns wissen: Wir sind auf französischem Territorium! Draußen gab es eine große Anzahl von SS, Gewehre und Peitschen in der Hand. Sie schreien, um uns aus dem Zug zu bringen. Mit Tritten und Peitschenhieben haben sie uns in Fünferreihen platziert. Dann verließen wir den Bahnhof, um die stillen Straßen der Stadt zu erreichen.
Wir sind in einem der alten Viertel der Stadt. Unsere hölzernen Hufe erzeugten ein trockenes Geräusch auf den Pflastersteinen. Hier und da öffnete sich ein Fenster und Leute beugten sich heraus.
Wir bieten sicher eine Show; 400 skelettierte Männer mit geschorenem Kopf, mit gestreiften Kostümen und Lumpen der Insassen, die marschierten, stolperten und versuchten, den Rhythmus unter den Schlägen der Wächter zu halten.»
Rosenberg sagte: „Das Geräusch der Holzhufe war so groß, dass der Kommandant uns befahl, sie zu entfernen und barfuß weiterzugehen.
„Und Salzmann macht weiter: „Wir marschieren langsam durch die Gassen und erreichen schließlich die Innenstadt. Unsere marschierende Säule hat auf dem Platz eine große Hektik geschaffen. Die Leute hielten an, um uns zu beobachten. Hunderte sahen uns an. Aus der Menge erhob sich Flüstern und Geräusche. Die Geräusche aus der Menge gewannen an Kraft und Verärgerung. Wir hörten Schreie des Zorns in Französisch und Deutsch. Ich verstand Deutsch und erkannte deutlich, dass die Leute riefen: ‚SS Scandale! Scandale! Ich schaute die Menge an, um die Schreie zu verstehen. »
Rosenberg berichtet, dass die Leute auch riefen: „Kopf hoch, Kopf hoch! Ohren steifhalten! Nichttaufgeben! les bras ! ) »
„Wir gingen an einem öffentlichen Gebäude vorbei. Die Gardiens haben uns befohlen: „Nehmt eure Mützen ab!“ Wir folgten mit Zögern, dann verwandelte sich der Applaus in einen lauten und hartnäckigen Lärm. Und das Unvorstellbare wurde Wirklichkeit! Die Bevölkerung von Colmar hat uns unterstützt. Seine Aufrufe zum Skandal richteten sich an die Deutschen. Sie schrien unter wachsender Wut. Es war ein Wunder!! Die Leute in Colmar verstanden unseren Schmerz und boten uns Trost an. Sie waren Zeugen der erlittenen Ungerechtigkeit und protestierten dagegen.
Sie sahen unsere Verzweiflung und gaben uns Hoffnung.»
Das ist es, was die beiden Insassen berichten.
Die Gefangenen verweilten die Nacht nicht in einem Konzentrationslager, sondern in einem Lager mit einem Stacheldrahtzaun. Nachts kamen die Leute, um ihnen Brote über den Stacheldraht zu werfen. Am nächsten Tag gingen sie zu Fuß zurück zum Bahnhof, diesmal ohne durch die Innenstadt zu gehen. Kurz darauf, kamen sie nach Urbès.
Da wäre eine andere Geschichte zu erzählen. Die Gefangenen blieben nicht lange dort, aber das bedeutet nicht, dass ihr Leidensweg vorbei war. Sie wurden viele Male von den Nazis von einem Konzentrationslager zum anderen hin- und hertransportiert: Im KZ-Neuengamme bei Hamburg, wurden die Häftlinge in verschiedene Lager aufgeteilt.
Die Erfahrung in Colmar hatte einen nachhaltigen Einfluss.
Lucek Salzmann und Heinz Rosenberg sind, wie viele andere Überlebende, in die Vereinigten Staaten ausgewandert. Im Vorwort seines Lebensberichts erzählt Lucek Salzmann über dieses tröstende Ereignis in Colmar. Das zeigt, wie wichtig und unvergesslich diese Erinnerung für ihn war. Jetzt ist es an uns, dieses wichtige Erlebnis in Erinnerung zu behalten.
(französischer Text und Übersetzung von Madame Marguerite Kubler)
Offenburg, 22. Februar 2017
Hans-Peter Goergens
Quellen:
Kriegstagebuch des Oberkommandos der Wehrmacht
George Lucius Salton, „The 23rd PSALM: A Holocaust-Memoir“
Heinz Rosenberg: „Jahre des Schreckens“
ADAM KRAKOWSKI
Adam Krakowski wird am 30. Juli 1946 von David P. Boder in Paris interviewt. Das Interview wird geführt in „the Schools of The ORT“.
Dieses umfangreiche Interview wird in Englisch geführt. Die Übersetzung stammt von Arno Huth. Ich habe das schwer lesbare Interview in eine lesbare Fassung umgeschrieben. Vermerke von mir sind in Klammern gesetzt.
Adam Krakowski ist 1946 21 Jahre alt, wurde also 1925 in Lodz in Polen geboren. Sein Vater hat in einem Textilwarengeschäft als Angestellter gearbeitet. Er hat noch einen Bruder und eine Schwester. Der Bruder lebt allerdings schon seit 1926 in Paris. Die Familie wurde im Vernichtungslager Belzec ermordet. Belzek liegt bei Lublin (an der ukrainischen Grenze). Als die Deutschen im September 1939 kamen, ist er noch einige Monate zur Schule gegangen. Zunächst sind nicht viele Menschen geflüchtet, allerdings später nach Russland.
Dann mussten alle Juden aus Lodz raus. Die SS hat sie ins Lager Janowska in Galizien (damals noch polnisch, ab 1945 ukrainisch) deportiert. Ein Teil der Juden blieb in Lodz im Ghetto. Es waren 14.000 Menschen auf engstem Raum im schlechtesten Viertel von Lodz. Die Polen (genannt Arier) wurden in andere Viertel in jüdische Wohnungen umgesiedelt. Die Polen waren „nicht so“ freundlich zu den Juden. Krakowski kam dann für vier Monate nach Neustadt (Mosrande ?) in Galizien. Danach kam er in ein Arbeitslager (Name nicht verständlich). Die Eltern blieben in Neustadt. Er hatte in Neustadt frei gearbeitet. Er gab jüdischen Kindern Privatunterricht. Es gab keine jüdische Schule. Die Eltern haben ihn aus Mitteln so bezahlt, dass es zum Leben reichte.
Er war dann 17 Jahre alt (das muss 1942 gewesen sein), da mussten alle jungen Leute in ein Arbeitslager, es war ein reines Männerlager. Dort war er zwei Jahre lang. Sie mussten alle möglichen Arbeiten verrichten, z.B. im Straßenbau. In Roznow, nähe Krakow, musste eine extra breite Straße zu einem Wasserkraftwerk bauen. Gewohnt haben die Häftlinge in Baracken ohne Fenster. Diese wurden von den Juden gebaut. Es gab eine Reihe von Betten, es waren hölzerne Betten mit Stroh. Es waren keine richtigen Betten, es waren Pritschen (vermutlich große Ebenen auf denen die Häftlinge nebeneinander, 20 bis 30 Mann, lagen. Jeder einen Meter Platz gehabt. Es war sehr schmutzig und es gab Flöhe. Es gab auch wenig Möglichkeiten sich zu waschen – ein Brunnen für 800 Menschen. Um 4 Uhr mussten die Häftlinge aufstehen. Dann gab es einen Appell, zwei Stunden lang. Dann wurden sie abgezählt und zur Arbeit geschickt. Frühstück gab es keines.
Abends gab es Brot und das musste auch für morgens reichen. Dann wurden sie zur Baustelle gefahren und mussten arbeiten bis mittags. Das Essen wurde hingefahren. Es gab eine eingedickte Suppe. Jeder hat eine Schüssel und einen Löffel bekommen. Bis 7 Uhr wurde dann wieder gearbeitet. Um sieben Uhr wurden sie zurück ins Lager gefahren. Da gab es wieder einen Appell. Sie wurden wieder gezählt. Zum Abendessen gab es für acht Mann ein Brot, das wog etwa 1,5 kg. Zwei oder dreimal in der Woche gab es etwas Margarine aufs Brot. Nach dem Abendessen mussten wir in die Baracken. Es war stockdunkel, da es weder Licht und auch keine Fenster gab. Wir konnten nur ins Bett liegen und miteinander reden. Wir hatten zweistöckige Pritschen. Singen war nicht erlaubt.
Am Sonntag mussten wir bis mittags arbeiten. Dann hatten sie frei, konnten sich und die Wäsche waschen. Seife hatten nur die, denen die Angehörigen welche schickten. Wer von zuhause Zigaretten bekam konnte rauchen, die anderen nicht. Es war nicht erlaubt, dass Häftlinge Päckchen bekamen. Angehörige konnten sie an einen Polen in der Stadt schicken. Der hat ihnen die Päckchen auf den Bau gebracht. Es gab Deutsche, die haben das geduldet. Sie durften keine Briefe schreiben und auch keine bekommen. Auf dem Bau gab es auch deutsche Ingenieure, die ihn geleitet haben. Später gab es eine jüdische Selbstverwaltung im Lager. Das betraf jedoch nur die Küche und die Essensverteilung.
Im August 1942 wurden die Juden aus der Stadt ausgesiedelt, das heißt sie kamen ins Vernichtungslager. Das haben wir erst hinterher von den Polen erfahren. Das Vernichtungslager war in Belzek. Das liegt 170 km östlich von Lublin, zwischen Lublin und Lemberg. Die Männer aus dem Lager kamen in ein weiteres Lager, in dem Teile von Baracken gebaut wurden. Dass seine Familie auch ermordet wurde, hat er erst hinterher erfahren. Es kamen Männer aus Treblinka, die konnten erzählen was dort passiert ist. Es war die gleiche Situation wie in Belczek. Ein Außenkommando von Treblinka kam nach Budzcin, von dort nach Rzeszów. Dort kam auch Krakowski hin. Rzeszów liegt in der Mitte zwischen Krakau und Lemberg. Es ist ein Flugzeugmotorenwerk. Krakowski arbeitete zwei Jahre dort an den Motoren, zumeist als Hilfsarbeiter.
In der Fabrik gab es ein kleines Lager für 3 bis 400 Mann. Die Lebensbedingungen waren dort besser. Die Arbeitszeit war täglich 12 Stunden, der Sonntag war frei. Auch in diesem Lager gab es nur Männer, die darunter litten, dass Frauen fehlten. Dort waren die Häftlinge bis Sommer 1944. Dann wurde das Lager geräumt, da die Front näherkam. Sie war noch 40 oder 50 km von uns. Die Häftlinge wurden in das Lager Plaszow bei Krakau verlegt. Dort waren 2 oder 23.000 Juden, auch Frauen. Nach zwei Tagen kamen sie nach Wieliczka, 30 km von Krakau, nach wenigen Tagen nach Flossenbürg, das erste Lager in Deutschland.
Nach drei Wochen kamen sie nach Colmar. Danach in ein anderes Lager „Undis“ (ganz sicher Urbès/Urbis). Dort wurde wieder an Flugmotoren gearbeitet. Dies in einem Tunnel unter der Erde. Er war vier Kilometer lang. Nach zwei Monaten kamen die Amerikaner näher, dann wurden sie nach Sachsenhausen evakuiert. Nach drei Wochen kamen sie nach Braunschweig in ein Bomben- und Granatenwerk, das zu den Hermann-Göring-Werken gehörte.
Im Stahlwerk Braunschweig war er dann ein halbes Jahr bis April 1944 (es müsste 1945 gewesen sein). Als die Amerikaner näherkamen, wurden sie nach Ravensbrück evakuiert. 10 Tage waren sie im Waggon, 100 bis 120 Mann in einem Wagen. Dort kam eine Delegation aus Schweden und erklärte, alle Juden kämen nach Schweden. Sie wurden wieder in einen Zug gesetzt und kamen nicht nach Schweden sondern in ein Lager nach Wöbbelin bei Ludwigslust. Nach zwei Wochen kamen dann die Amerikaner und befreiten die Häftlinge.
Adam Krakowski spielte auch später noch eine entscheidende Rolle: Im Prozess des Memminger Landgerichts gegen den Daimler-Benz-Werkschutz in Rzeszów war er ein wichtiger Zeuge. Siehe a.A.
ZACHEUS PAWLAK
Zacheusz Pawlak gehörte im Alter von 19 Jahren zur polnischen Widerstands-bewegung. In der Nacht vom 1. Zum 2. September 1942 verhaftete die Gestapo seine Brüder Jan und Tadeusz als Geiseln und teilte deren Frauen mit, dass sie freigelassen werden würden, wenn Zacheusz Pawlak sich der Gestapo in Radom stellte. Er meldete sich am 7. September bei der Gestapo.
Vier Monate lang versuchte die Gestapo ihn durch ständige Folterungen zum Reden zu bringen. Am 8. Januar 1943 durchschritt er zerschunden und krank, aber ungebrochen, das Lagertor von Majdanek und wurde zum Häftling Nr. 8308.
Er nahm sich vor, zu überleben, um Zeugnis abzulegen über alles, was er beobachtete. Über Zivilarbeiter wurde Kontakte zum polnischen Widerstand aufgebaut. Auf dies Wege wurden Informationen an die polnische Exilregierung in London geleitet. Besonders wichtig waren Informationen über Rüstungsprojekte, aber auch Berichte über Massenhinrichtungen.
Der Transport erreicht Wesserling
Ende März 1944 begannen Evakuierungen aus Majdanek. Nach einigen Tage erreichten sie den Bahnhof Wesserling. Zu Fuß mussten sie auf ihren Holzpantinen in ein Tal marschieren und erreichten nach ca. 6 km Holzbaracken, die mit Stacheldraht eingezäunt waren. Drei der Baracken waren für Häftlinge bestimmt und eine außerhalb des Drahtzauns für die Wachmannschaft und die Lagerkommandantur.
Auf einer etwa 1,5 km vom Lager entfernten Anhöhe sah man den schwarzen Austritt eines -Tunnels. Davor erhob sich in Richtung der Baracken eine Aufschüttung frisch gebrochenen Gesteins, die sich bis zu einer hohen und noch nicht vollendeten Brücke über eine tiefe Schlucht, in der ein reißender Gebirgsbach floss, hinzog. Man führte uns in das Lager, in dem sich etwa 750 Häftlinge befanden, die einige Tage früher von Buchenwald aus gekommen waren. Wir wurden in Baracke 3 untergebracht.
Jurek, ein Warschauer Häftling aus Buchenwald, wurde unser Blockältester. Lagerältester war Toni. Ein deutscher Krimineller *).
Aus Majdanek waren etwa 1.500 Häftlinge abgefahren. Etwa die Hälfte der Häftlinge wurde vor der französischen Grenze abgetrennt und in ein anderes Lager gebracht (St. Marie aux Mines). Ich wurde einer großen Arbeitsgruppe zugeteilt, die mit Aufräumungsarbeiten im Tunnel befasst war. Wir hatten Steine aus dem Tunnel hinauszufahren. Nach einigen Wochen waren wir mit der Errichtung des Betonfußbodens beschäftigt und hatten schließlich in der Länge des gesamten (ausgebauten) Tunnels ein Dach aus Eternit zu verlegen
*) Wie sich herausstellte, hatte Toni den grünen Winkel für Kriminelle erhalten, weil er seine Papiere gefälscht hatte, um nicht zum Militärdienst eingezogen zu werden. Er war also ein ehrenwerter Krimineller.
Italiener kommen
Ende April kamen etwa 500 Italiener aus Dachau an. Sie waren erschreckend abgemagert und psychisch zusammengebrochen. Der Lagerkommandant suchte jemanden, der Deutsch konnte. Im Vertrauen auf eine leichtere Arbeit meldete ich mich.
Das rächte sich. Ich wurde zum Kapo einer Gruppe von 50 Italiener ernannt. Sie hatten eine Schotterstraße von der SS-Baracke zum Lagertor zu bauen. Fast keiner von ihnen konnte Deutsch. Sie brachten Steine heran und legten sie neben die künftige Straße, die 4 m breit werden sollte. Doch meine Untergebenen waren menschliche Wracks….Ich erklärte ihnen das eiserne Prinzip des Lagerwiderstand – langsam, langsam, aber immer.
Die SS verlangte von mir ständig eine Erklärung, weshalb die Häftlinge so langsam arbeiteten. Ich überlegte, wie ich die Funktion loswerden konnte. Da kam ein Paket von zuhause an. Mit dem Inhalt bestach ich Toni, mir eine andere _Arbeit zu besorgen. So kam ich zum Bahnhofskommando. Meinen bisherigen Posten bekam ein älterer deutscher Kommunist.
Das Abstellgleis, auf dem wir arbeiteten, war etwa 10 km vom Lager entfernt. Daneben befand sich ein kleiner Garte mit einem kleinen Häuschen. Farin wohnte eine Frau mit ihrem 14-jährigen Jungen. Als ich bei ihr eine Schöpfkelle für unsre Suppe leihen sollte, flüsterte sie mir zu: „Wenn sie morgen früh zur Arbeit gehen, sehen sie doch bitte unter den großen Stein neben dem Gleis.“
Am nächsten Tag fand ich dort zwei mit Margarine beschmierte Scheiben Brot, zwei Würfelzucker und ein gekochtes Ei. Ich war zu Tränen gerührt. Sie deponierte täglich Lebensmittel. Außer mit Fett oder Marmelade bestrichenem Brot fand ich auch gekochte Kartoffeln, etwas Käse und manchmal sogar Kuchen.“
Ende Juli kam er zum Kommando im Schlosspark von Wesserling. Einem Freund verriet ich das Versteck unter dem Stein.
Gegenüber Des Parks war ein Sträßchen mit kleinen Häusern. Auf dem Balkon eines der Häuschen weilte oft Walentyna, ein 16-jähriges Mädchen. Einige Tage später suchte uns Walentynas 8-jähriger Bruder auf. Er trug einen geflochtenen Korb, in dem sich ein Leinensack befand. Aufgeregt holte er mit zitternden Händen eine Flasche Wein und ein Bündel aus dem Korb heraus. Darin befanden sich Butterbrote und Obst. Von diesem Tag an erhielten wir täglich Leckerbissen. Man ließ den Jungen auf das Schlossgelände, weil ihm von der örtliche SS erlaubt worden war, Küchenreste für seine Kaninchenzucht zu holen.“
Etwas später wurde er zusammen mit einem Persischen Arzt.in der Krankenstube beschäftigt.
Am 10. September die Front rückte näher, wurde ein er mit weiteren Häftlingen nach Neckarelz verlegt. Dieses Lager war überfüllt und er wurde mit dem Aufbau von Baracken beschäftigt.
Es kam ein Transport mit aus dem Warschauer Aufstand.
Ende März begann ein Evakuierungsmarsch zu Fuß Richtung Dachau. Nach zwei Tagen wurden sie in offene Güterwaggons verladen. Bei einem Luftangriff, der viele Todesopfer unter den Häftlingen und der SS forderte, war die Lokomotive beschädigt. Mit einer Ersatzlokomotive erreichten sie Dachau.
Ende April mussten sie Ende April nach Bad Tölz marschieren. Auf dem March Richtung Gebirge wurden sie von den Amerikanern befreit.
Nach der Befreiung machte Zacheusz Pawlak sein Versprechen war. Seine Berichte lagen im Düsseldorfer Majdanek Prozess vor.
DENKMAL IN CERNAY
ANDERE KZs
Konzentrationslager in denen unterschiedliche Häftlinge waren
- Natzweiler-Struthof: Einziges KZ auf französischem Boden, Stammlager für 70 Außenlager
Insgesamt 72.000 Häftlinge, Todesquote von ca. 40 %
Normalbelegung ca. 2.000 Häftlinge, höchste Belegung ab Sommer 1944 mit 6.000 Häftlingen.Zunächst Abbau von rosa Granit für die geplante neue Hauptstadt „Germania“ an Stelle von Berlin, dann Rüstungsarbeiten und Zentrale für NN-Häftlinge (NN=Nacht und Nebel, diese Häftlinge aus dem europäischen Widerstand sollten mit unbekanntem Ort und unbekanntem Ende besonders streng verhaftet werden.
Hinrichtungsort für zum Tode verurteilte Häftlinge.
Zahl konnte nicht ermittelt werden.
- Lubliner Gebiet
Zentrum der Aktion „Reinhardt“, Ausrottung der jüdischen Bevölkerung in Polen mit mehreren Vernichtungslagern. Hier wurde in mehreren Lagern mit Gas gemordet. Außerdem auch durch Einsatzgruppen durch Erschießen.(In der Sowjetunion wurde hauptsächlich durch Erschießen und Verhungern gemordet.) In Lublin gab es ein großes Ghetto und mehrere Arbeitslager. Von Lublin gingen viele Transporte in das Vernichtungslager Belzec.
- Majdanek war ein Vernichtungs- und Arbeitslager.
Hier existiert noch die gesamte Anlage mit Gaskammer und Krematorium. (In Auschwitz sprenge die SS diese Anlagen, bevor sie das Lager verließen. Kurz nach dem Angriff auf die Sowjetunion entstand ein Kriegsgefangenenlager und ein Konzentrationslager. Geplant war eine Größe von 250.000 Häftlingen.
Nach Thomas Krantz kamen maximal 170.000 Häftlinge ums Leben. Von hier aus gingen viele Transporte in die Werkstätten anderer Konzentrationslager, 22.000 Häftlinge in die Industrie im Reich, darunter Transporte nach Urbès und St. Marie aux Mines. Die polnische Widerstandsbewegung war in der Gegend sehr rege und schmuggelte Werkzeuge und Waffen in das Lager. Damit wollte sie Fluchtversuche unterstützen und die Produktion im Lager stören. Es entstand auch eine vielfältige Selbsthilfeorganisation, die zu Widerstandsaktionen führte.
Quellen: von Józef Marszalek: Majdanek, Und vom Panstwowe Muzeum na Majdanku: Erfassung der Häftlingssterblichkeit
- Treblinka war ein reines Vernichtungslager, knapp 100 km östlich von Warschau. Es diente zur Ermordung der jüdischen Bevölkerung des Warschauer Ghettos und der umliegenden Ortschaften.
Vor dem letzten Transport nach Treblinka wehrten sich die noch vorhandenen Bewohner des Ghettos im berühmten Ghettoaufstand, schlecht bewaffnet drei Wochen lang gegen die SS. Dabei war auch die Familie Nissenbaum, deren letztes KZ Offenburg war. Alle Juden, die nach Treblinka kamen, wurden mit Gas ermordet.
Eine kleine Gruppe wurde verschont, weil die SS sie als Arbeiter benötigte. Diese wagten einen Aufstand und griffen die SS an. Ein Teil der Häftlinge konnten sich retten. Heinz Rosenberg, später Häftling in Urbès, schildert das in seinem Buch „Jahre des Schreckens“. Quelle: Jean-Francois Steiner: Treblinka
- Budzyn war ein Außenlager von Majdanek. Hier arbeiteten ca. 2.500 Häftlinge für den Heinkel-Flugzeugbau.
- Plaszow war das KZ, in dem „Schindlers Liste“ entstand.
Es war aus dem Ghetto in Krakau entstanden. Die Häftlinge aus Rzeszòw waren auf dem Transport nach Flossenbürg hier nur vorübergehend. Berüchtigt war der Kommandant Amon Göth, der vom Balkon Seine Villa gezielt auf Juden schoss. Insgesamt werden die Toten in Plaszow auf 8.000 geschätzt, dazu gingen auch Transporte nach Auschwitz-Birkenau. - Sobibor wurde ausschließlich zur Ermordung von Juden errichtet. Es lag in der Nähe der Stadt Wlodawa am Bug. Nach einem Häftlingsaufstand wurde es aufgelöst.
Besonders aus den Niederlanden und aus Österreich kam die jüdische Bevölkerung hier zur Vernichtung her. Daher haben die Niederlande eine Partnerschaft mit der Region geschlossen. Bekannt wurde in einem Nachkriegsprozess der Fall Demanjuk. Hier urteilte das Münchener Gericht, Demanjuk zum Mord beigetragen zu haben, obwohl ihm kein Mord direkt nachgewiesen werden konnte. Das Gericht sah es als erwiesen an, dass wer in einem Vernichtungslager tätig ist, auf jeden Fall Mittäter sein muss. Die Helfer der SS waren Ukrainer, die als Wachsoldaten eingestellt worden waren (sogenannt „Trawnikis“). Etwa 25 % dieser Männer entzogen sich dieser Mordtätigkeit, indem sie über den Bug zu den Partisanen flüchteten. Die Opferzahl wird auf 250.000 geschätzt.
Quelle:Wikipedia
- Belczek war ebenfalls ein reines Vernichtungslager für die jüdische Bevölkerung aus der Region Lublin.
Nach Zählung der SS wurden hier über 400.000 Menschen ermordet.
Siehe auch Wikipedia
- Izbica war ein berüchtigtes Durchgangslager, von wo die Häftlingstransporte aus Westeuropa in die verschiedenen KZs verteilt wurden. Es war genau so mörderisch wie die anderen Lager. Von hier gingen die Transporte in die Vernichtungslager.
Im Herbst 1942 wurden auf dem Friedhof auch Erschießungen durchgeführt. Der Kommandant hatte die Idee, aus Grabsteinen des benachbarten jüdischen Friedhofs ein Gefängnis bauen zu lassen. Kommandant war der Gestapochef Kurt Engels aus Köln. In Polen wurden viele jüdische Friedhöfe während der deutschen Besatzung nicht nur geschändet, sondern zerstört. Sie wurden z.B. auch für den Straßenbau missbraucht. Die Stiftung Nissenbaum in Konstanz kümmert sich um die Wiederherstellung von Friedhöfen.
Quelle: Bildungswerk Stanislaw Hantz e.V. n Kassel
- Flossenbürg war das erste KZ, das die deportierten Häftlinge aus Osteuropa erreichten.
- Sachsenhausen – Oranienburg
Sachsenhausen wurde im Sommer 1936 bei der Kleinstadt Oranienburg gegründet und hatte nach und nach 11 Außenlager. Das Außenlager Berlin-Lichterfelde bekam nach und nach viele weitere Außenkommandos. Höchstbelegung war am 20. April 1945 mit einer Häftlingszahl von 34.873, einschließlich der Außenlager. Berücksichtigt werden müssen dabei hohe Todesraten und auch Verlagerungen. Für die ´“Arbeitsjuden“ aus Rzeszów/Urbès spielte Sachsenhausen nur als Durchgangslager nach Neuengamme eine Rolle.
- Konzentrationslager Neuengamme
Neuengamme wurde von Dezember 1938 bis Frühjahr 1940 als Außenlager von Sachsenhausen geführt. Die Stadt Hamburg suchte für das in den Strafanlagen Fuhlsbüttel liegende KZ einen Ersatz. Dies wurde dann das KZ-Neuengamme. Dazu kamen dann 86 Außenlager. Häftlingszahl in Neuengamme ca. 100.000, ca. 50.000 kamen dabei ums Leben. Hier wurde auch eine Reihe von Widerstandskämpfer hingerichtet. Durch Gas (Zyklon B) wurden sowjetische Kriegsgefangene ermordet. Durch Todesmärsche gegen Kriegsende kamen viele Häftlinge ums Leben.
(siehe auch WIKIPEDIA).
Bedeutend für die Urbès-Häftlinge sind die Außenlager Braunschweig und Bremen (Blumenthal bzw. Schützenhof). Die Häftlinge aus Rzeszów/Urbès wurden, auf diese beiden Außenlager aufgeteilt. Die 70 Mann, die nach Kamenz verlegt wurden, kamen direkt von Urbès dort hin. Die Häftlinge aus Braunschweig verblieben bis Kriegsende im Lager Wöbbelin, die aus Blumenthal wurden nach Bergen-Belsen verlegt.
- KZ-Neuengamme, Außenlager Bremen-Blumenthal
Entstand Ende August 1944, hatte im September 800 Häftlinge und lag direkt an der Weser. Die Häftlinge wurden in der Werft „Deschimag“ eingesetzt. Ein weiteres Kommando arbeitete am Bau von Turbinen für U-Boote. In Blumenthal waren u.a. etwas 170 Häftlinge jüdischer Herkunft. Dies könnten Häftlinge aus Urbès gewesen sein. Diese wurden Anfang April ins KZ Bergen-Belsen transportiert.
(Siehe Heinz Rosenberg: Jahre des Schreckens).
Wie viele von ihnen durch das Schwedische Rote Kreuz nach Malmö gerettet wurden, muss noch überprüft werden. Heinz Rosenberg berichtet von einer grausamen Todesart: Der Delinquent wurde in ein Fass gesteckt, dies wurde bis zum Hals mit Wasser gefüllt. Über Nacht ließ die SS dieses Fass gefrieren.
- Bergen-Belsen
„Nach Beginn des Zweiten Weltkrieges richtete die Wehrmacht in Baracken am Rande des Truppenübungsplatzes Bergen ein Lager für belgische und französische Kriegsgefangene ein. Im Frühjahr 1941 wurde das Lagerareal erheblich vergrößert. Nach dem Überfall auf die Sowjetunion wurden bis zum Herbst 1941 mehr als 21 000 Gefangene aus der Sowjetunion eingeliefert. Allein im Zeitraum von Juli 1941 bis April 1942 starben 14 000 sowjetische Kriegsgefangene vor allem an Hunger, Seuchen und Kälte.
Im April 1943 übernahm die SS den südlichen Teil des Lagergeländes als „Austauschlager“ für jüdische Häftlinge. Im Frühjahr 1944 entschied die SS, das Lagergelände auch für andere Zwecke und weitere Häftlingsgruppen zu nutzen. In der Folge änderten sich der Charakter des Lagers, die Struktur der Häftlingsgesellschaft und vor allem die Lebensbedingungen der Häftlinge dramatisch. Bei der Befreiung des Konzentrationslagers Bergen-Belsen am 15. April 1945 fanden britische Soldaten tausende unbestattete Leichen und zehntausende todkranke Menschen vor. Insgesamt 52.000 KZ-Häftlinge aus vielen Ländern Europas kamen im Lager um oder starben unmittelbar nach der Befreiung an den Folgen der Haft.“
(Aus Webseite der Gedenkstätte Bergen-Belsen)
In der Öffentlichkeit am bekanntesten ist das Schicksal der Anne Frank. Sie lebte jahrelang verborgen in Amsterdam, bis sie verraten wurde. Noch vor der Befreiung verstarb sie in diesem Konzentrationslager. Letzter Kommandant in Bergen-Belsen war Josef Kramer. Zuvor war er von Oktober 1942-April 1944 Kommandant im KZ Natzweiler-Struthof. Dort nahm er persönlich der Ermordung von 86 KZ-Häftlingen aus Auschwitz in der Gaskammer vor. Aus ihnen sollte eine jüdische Skelettsammlung entstehen. Wegen seiner Verbrechen wurde er zum Tode verurteilt und hingerichtet.